Eine Efterskole in Berlin

Berlin Berlin, wir fahren nach Berlin!
Am Dienstag Morgen um kurz nach drei bin ich aufgewacht, der Wecker klingelt sowieso gleich. Heute fahren wir nach Berlin! Frühstück gab es um kurz nach halb fünf, ich musste noch meine Familie verabschieden, und stand danach mit meinem Trekkingrucksack und meinem kleinen Rucksack in einer Masse von 150 Schülern, die alle zu den Bussen strömte. „Lisa, hej Lisa! Er du klar?“ Rief einer meiner Kollegen über die Flut von Schülern hinweg. „Jeg er klar. Hvad med dig?“ antwortete ich. Er hob eine große Kanne Kaffe über seinen Kopf. Klar waren wir bereit, diese Woche wurde immerhin schon seit Wochen geplant.
Um sechs saß ich in meinem Bus (einer von drein für 150 Schüler). Überraschenderweise ein Doppeldecker, obwohl wir einen normalen bestellt hatten. Zusammen mit meinen zwei Kolleginnen hatte ich also die gesamte untere Etage für mich.
Nach dem ich dem Busfahrer in einem flotten Dänish begrüßt hatte, die Schüler gezählt hatte und wieder unten stand mit einem „Vi er alle sammen. Niogfyrre, vi er klar“ dem Busfahrer das Startsignal gegeben hatte, sah er mich etwas komisch an. „Du er tysk, rigtig?“ (Du bist deutsch oder?) „Ja, det er jeg. Hvornor?“ (Jap, das bin ich. Warum?) „Din dansk er godt” (Dein dänisch ist gut). Ich war glücklich, habe mich in meine Sitze gekuschelt und zwei Stunden Schlaf nachgeholt. Im Bus war es richtig richtig kalt, aber meine lieben Kollegen haben an Tee für mich gedacht. Ich hatte eine große Teekanne und viel Zucker – ganz für mich. Im Nu war die Kanne leer, Lisa im Koffeinrausch und wir auch schon fast über der deutsch dänischen Grenze. Aber auch nur fast, denn eine Schülerin hatte versehentlich den Pass der Schwester eingepackt, den mussten wir erst noch tauschen. Die Busfahrt über habe ich geschlafen, Blogbeiträge geschrieben und gestrickt. Das Leben eines Freiwilligen kann so schön sein 😊
Bus, Tee und Taschentücher (erkältet war ich auch noch) so schön ist das Leben. Und extra Tee für mich! Die Busfahrer hatten sogar extra Berlinspecialisten auf die Anzeigetafel geschrieben

So ging es dann weiter bis nach Sachsenhausen, hier hatte die Schule eine Führung gebucht. Das war mein erster Besuch in einem KZ. So schnell brauche ich das nicht wieder. Danach ging es dann weiter in Hotel, an dem wir abends ankamen. Hier mussten al erstes die Zimmer verteilt werden. Zwischenzeitlich hatte ich keins, die Lehrer haben alle Einzelzimmer bekommen und ausversehen wurde eins zu wenig gebucht. Nach dem mir 3 Kollegen schon angeboten hatten, bei Ihnen zu schlafen, blieb am Ende ein Schülerzimmer übrig, sodass ich ein Monster 4 Bett Zimmer für mich hatte. Trotzdem echt schräg, dass jeder der 9 Lehrer ein eigenes Zimmer hatte. Schnell konnte ich meine zwei Rucksäcke abschmeißen, denn 10 Minuten später ging es auch schon los zum Alex! Unter der Weltzeituhr bekam jeder Schüler 10 Euro in die Hand gedrückt, für das Abendessen. Danach kam der Direktor zu mir und drückte mir auch ziemlich viel Geld in die Hand, zum Abendessen. Das war fast mein halbes Gehalt. Zum Abendessen für zwei Tage! Da habe ich echt dumm aus der Wäsche geschaut. Danach sind wir Lehrer gemeinsam losgegangen um Döner essen zu gehen. Nach zwei Runden um den Alex wurde es doch die Dönerbude, die der Direktor von Anfang an im Blick hatte. Alle Lehrer holten sich Döner, es gab eine große Portion Gemeinschaftspommes und ich war glücklich mit meinem Falafel. Ein schöner erster Abend. Danach wollte ich eigentlich noch fix in einen Laden springen, hatte meinen Gürtel vergessen (und inzwischen so viel abgenommen, das meine Jeans ohne rutscht….) aber die Läden hatten schon zu. Also ab zurück ins Hotel, eine fixe Dusche und danach Mit Kuli und Lehrerprogramm bewaffnet zum Lehrermeeting. Die Zimmernummern der Schüler wurden übertragen und die Verantwortlichen Lehrer je Zimmer bestimmt. Ich bekam 3 Mädchenzimmer gleich neben meinem Raum und war glücklich. Schnell die nassen Haare zum Dutt (oder Knoll auf dänisch) gedreht, und weiter geht die Post. Guten Nacht sagen, noch mal klären wer wann morgen frühstücken geht und wann die Busse losfahren. Gegen 23 Uhr waren wir damit durch, und für mich ging es zum Lehrermeeting. Die Männer (und Frauen) ohne Nachtdienst glücklich mit einem deutschen Bier im Aufenthaltsraum angefunden, und danach wurde das Programm für Morgen besprochen und der heutige Tag reflektiert. Eine Kollegin borgte sich meinen Kulli, den sah ich die nächsten 3 Tage nicht wieder 😊 Wie immer hat der Direktor versucht, mich zum kosten seines Biers zu bringen, aber nein Danke.
Hundemüde ging es für mich dann halb eins ins Bett. Tag eins geschafft, 149 Schüler in Berlin und ich mitten drin!
Auf Schüler Gute Nacht sagen! Unser Hotel war übrigens total cool, modern und Hell eingerichtet, mit einem mit Glas überdachtem Innenhof zum rumsitzen, Glasfahrstuhl usw. Sehr sehr cool!

Und hier, wie süß ist das denn? Extra für uns und die dänischen Schüler, ein kleiner Verhaltenskodex, sogar teilweise auf dänisch, extra für uns an der Lobby


Am nächsten Tag klingelte der Wecker um 7:30. Ich hatte mir selbst 10 Minuten gegeben, um mich zum aufstehen zu bewegen, mich anzuziehen und Zähne zu putzen. Danach stand ich im Hotel Frühstücksraum und hörte um mich rum aufgeregt die Schüler auf dänisch reden. Zum Glück hatte das Hotel Kakao, ich war hundemüde. Mit einem „God  morgen! Har i sor god?“ Lies ich mich auf einen Stuhl neben ein paar Schülern fallen. „Ohhh Lisa, du er rigtig rigtig trad, hvad?“ wurde ich begrüßt. Ja müde war ich, aber auch aufgeregt, was der heutige Tag bringt. Also packte ich mein Lunchpaket und dann ging es auch schon los! Mit den Bussen zum Brandenburger Tor wo wir von einem Guide erwartet wurden. Es gab 6 Gruppen, eine Führung war auf Deutsch. Ich hatte gebeten in einer Englischen Gruppe eingeteilt zu sein, ich wollte mir selbst eine Challenge setzen. Verstanden habe ich wirklich alles, Englisch verstehen ist inzwischen mein kleinstes Problem. Vom Brandenburger Tor zum Holocaustdenkmal über das Finanzministerium und die Mauerreste ging es für uns zum Checkpoint Charlie, wo alle das Panorama besuchten. Eine Lehrerin musste weg, aufeinmal war ich alleine für eine Gruppe verantwortlich. Die Jungs mussten aufs Klo, kamen zu spät wieder, ich war beim Direktor un d habe panisch erklärt das mir 5 Schüler fehlen. Der lachte über meine Nervosität und meinte nur locker „Lisa, alles oki. Die kommen gleich“. Ich, deutsche Pünktlichkeit gewöhnt, war total nervös. Aber alles lief gut. 😊
Danach ging es für die gesamte Schule zum Tempelhofer Feld. Nachdem wir uns alle verlaufen hatten und den Eingang nicht fanden, kamen wir dann doch noch an. Wir hatten GoKarts und Tandems für die Schüler gemietet. Es war schön, auch ich bin mit einem meiner Kollegen aufs Tandem gestiegen. Unseres war aber kaputt, hatte einen deutlichen Links drall und fuhr sich wie ein Schiff bei Starkwellengang. Ständig landeten wir im Gras, ich rief am laufenden Band „OLE! OLE! We can manage this. Go right! Ohhhh no!!!!!!! OLE! We have to turn. Oki. NO!” Und mein Kollege hatte einen heiden Spaß.
Relaxen am Tempelhofer Feld

Als wir wieder ankamen (in einem Stück) hatte sich dooferweise eine Schülerin verletzt. Die Lehrer waren etwas überfordert, das Mädchen hat geschrien wie verrückt. Normalerweise halte ch mich bei sowas dann raus weil die Lehrer sich selbst um die Schüler kümmern wollen, aber diesmal habe ich gefragt, ob ich mir den Fuß mal ansehen darf. Abgetastet, Beweglichkeit getestet und festgestellt, das er etwas geschwollen und etwas warm ist, ein Bruch aber ziemlich auszuschließen ist. Inzwischen kamen die Verantwortlichen am Tempelhofer Feld und riefen einen Krankenwagen, den wir nicht gebraucht hätten. Die Lehrer wollten noch ins Krankenhaus, aber nachdem ich ihnen erklärt habe, was eine deutsche Notaufnahme ist, waren sich alle sicher dass wir erstmal abwarten. Nach 30 Minuten und einem Kühlpack später ging es dem Mädchen wieder gut, sie konnte laufen und es war oki. Meine Vermutung hatte sich bestätigt: sie hatte sich ziemlich heftig erschrocken, der Fuß war am nächsten Morgen wieder oki. Wir sind also alle wieder zu den Bussen gegangen um zum Bahnhof Zoo zufahren. Ich hatte gehofft jetzt etwas Freizeit zu haben um es mal etwas ruhiger angehen zu lassen. Die Schüler waren alle shoppen (Was? Adidas und Nike Schuhe, Klamotten und Schokolade. Und Döner. Ganz wichtig). Ich war zusammen mit den Lehrern in einem süßen kleinen Cafe. Auch hier wurde ich wieder belächelt, als ich anstatt Kaffee einen Kakao bestellte. Dänen und Deutsch ist so süß! Alle haben sich zusammen genommen und auf Deutsch bestellt, sehr cool! Als es dann ans bezahlen ging, hat mich mein gegenüber trotzdem schief angelächelt und gefragt: „Lisa, kannst du vielleicht auf Deutsch sagen, dass wir alle getrennt bezahlen wollen? Ich denke das können wir nicht…“ Klar kann ich das. Als der Direktor den Kellner hergeholt hatte, und er fragte ob getrennt und gemeinsam, und ich ziemlich laut „Seperate! Wie are paying seperate!“ gerufen habe, mussten alle ziemlich lachen. Ja, ich habe keinen Einfluss mehr darauf, welche Sprache aus mir herraus kommt. Inzwischen, wenn mir englische Wörter nicht einfallen, fallen mir die dänischen Wörter ein. Jap, es sind vielleicht etwas viele Sprachen.
Als nächstes wollten wir etwas zu Essen haben. Die Lehrer wollten (ohne meinen Einfluss, ich schwöre!) das Vapiano probieren. Nachdem wir am Schalter 6 Karten bestellt hatten und der Kellner fragte ob wir das Konzept kennen, meinte ich nur ja, ich kann es ihnen erklären. An unserem Tisch habe ich dann 4 mal angesetzt und es auf Englisch erklärt. Irgendwann meinte dann Kollege A, das Kollege B es noch nicht verstanden hätte, und ich es nochmal erklären sollte, weil er mich nicht noch mal fragen wollte weil er es nicht verstanden hat. Männerlogik funktioniert also auch bei dänischen Männern 😊
Alle haben es (mehr oder weniger gut) geschafft zu bestellen. Ich hatte Spaghetti Carbonara, und als mich der Koch gefragt hat, ob ich Knoblauch ran möchte, habe ich fix gesagt „Nein! Bitte nicht!“ Der musste lachen und meinte „Uhhh, da bekommt wohl noch jemand Besuch heute?“. Da stand ich da, etwas verblüfft, und habe gesagt „Ähm nein, ich muss noch arbeiten…“ Da wurden seine Augen groß und er meinte „Oh oki, kenne ich“. Ihr könnt euch nicht vorstellen was für ein schräges, aber tolles Gefühl das war. Ich muss noch arbeiten….. Jap, und ich liebe meinen Job! Den Knoblauch möchte ich den Lehrern und Schülern trotzdem ersparen.
Nach dem alle abgefüttert waren, wurden die Schüler wieder eingesammelt und ich habe gezählt. Die Schüler lachen laut los. Ich habe keine Ahnung warum. „Lisa, why are you counting in Danish now?” “Well, I don’t know…….” Morgens auf Deutsch gezählt, Mittags am Tempelhofer Feld auf Englisch und jetzt auf dänisch. Die Schüler finden es lustig. Mir war es egal, hauptsache ich habe zum Schluss neunundvierzig oder fortynine oder niogfyrre. Sprachstruggle :D
Für uns ging es jetzt auf zum Friedrichstadtpalast, zu The one Grand Show! Unser Bus fand keinen Parkplatz, sodass wir fast zu spät kamen. Wir Lehrer hatten eine ganze Reihe für uns, mit unseren Schülern konnten wir fast einen ganzen Flügel füllen. Die Show war der Wahnsinn und die Artisten so so soooooooo gut. Wir waren alle begeistert, nur der Direktor fand die Hebefiguren manchmal zu anzüglich (???? Was????) und einige Schüler haben das Konzept nicht verstanden, da es kein klassisches Theater ist. Ich denke meine Kunstliebe hat wieder voll zugeschlagen, man konnte es gut interpretieren und analysieren. Es war wirklich einmalig und ich kann es jeden nur strengstens empfehlen. Sowas gibt es nur einmal. Das letzte mal, dass ich so sprachlos war wie während der Show war, als ich in Bio die gesamten Stoffwechselvorgänge verstanden habe. Ich saß da, mit offenen Mund, und kam aus dem staunen nicht mehr raus. Immerwieder musste ich mich daran erinnern den Mund zu schließen. Mehrmals habe ich mir die Augen zugehalten, wenn die Artisten mal wieder in 7 meter Höhe ohne Sicherheitsseil die verrücktesten Dinge machen, und habe geflüstert „Ohhhh gott oh gott oooooooh gott“ Mein Nachbar Kollege fand mich sehr lustig :/
In der Pause haben Lehrer und Schüler mit mir nur Deutsch geredet, das war sehr cool. Klar sind sie nicht perfekt, man muss nachfragen, selber langsam reden und manchmal nachdenken was sie wollen, aber ich will nicht wissen wie das ist wenn ich dänisch rede. Das andere deutsche Mädchen, die Schülerin, hat in meinen Augen dafür leider etwas weniger rücksicht. Ich war froh dass meine Schüler so viel Deutsch mit mir geredet haben.
Friedrichsstadtpalast


Spät ging es für uns zurück zu den Bussen und ins Hotel. Ich kam nur fix dazu, meinen Hefter zu holen und dann ging es auch schon gute Nacht sagen. Zu dem Meeting danach hatte ich Durst und habe mir einen Eistee an der bar geholt. Der Direktor, wie immer sauer das ich kein Bier trank, nahm mir meinen Tee weg und setze mir sein Bier vor. Ich glaube inzwischen ist es ein running Gag. Däünischer Humor ist manchmal ziemlich heftig, ich bekam gesagt ich solle endlich erwachsen werden und so weiter. Das muss man einstecken, auch wenn es mir am Anfang schwer fiel. Inzwischen habe ich mich an diese kleinen Stachelein gewöhnt 😊 Ich war wie immer hundemüde und musste noch duschen, also bin ich gegen Mitternacht gegangen, war fix duschen und bin ins Bett gefallen. Der Morgen, oder das Heute konnte kommen!
Lisa, du kennst dich doch in Berlin aus, oder? Morgen bringst du uns zum Dungeon! Ob das eine Gute Idee war, mir die Karte zu geben? Ob wir ankommen? Nachts beim Lehrermeeting haben noch alle gelacht, am nächsten tag nicht mehr, wir haben uns halt wirklich .... nicht verlaufen, aber sagen wir es hätte einen kürzeren Weg gegeben als den, den ich vorgeschlagen habe...


Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging es für 52 Schüler, 3 Lehrer und mich auf den Fernsehturm. Die anderen gingen Klettern. Beim rumfragen „hej, zu welcher Gruppe gehörst du? Klettern oder Fernsehturm?“ Bekam ich immer nur die Antwort: Shoppen. Jap, da steht Shoppen, aber nur wenn wir zeitig mit dem Fernsehturm fertig sind……
Wir sind also zum Alex gelaufen und hochzum Fernsehturm. Wie immer hatte ich ganz schön muffensausen vor dem Fahrstuhl, und wie immer war die Aussicht bombastisch. Aber das Ende vom Fernsehturm Lied: 20 Schüler sind, kaum aus dem Fahrstuhl raus, schon wieder umgedreht. Sie waren oben, jetzt wollten sie Shoppen. Mhm oki.


Auch für mich gab es dann etwas Freizeit. Zuerst bin ich mit einer Kollegin los gelaufen, aber unsere Interessen waren ziemlich unterschiedlich (und ich denke viele wissen, dass ich manchmal einfach ein zwei Stunden alleine brauche, obwohl ich das die letzten Tage eher vermieden habe) sodass wir uns getrennt haben. Ich war schön bummeln, habe einige Kleinigkeiten gekauft. Mein persönliches Highlight war der Thalia. Endlich wieder Bücher! Ziemlich schnell stand ich vor der Medizinbuch Abteilung. Seit 3 Tagen war mir wieder schlecht. Seit 3 Tagen versuchte ich, mich beschäftigt zu halten bis zum geht nicht mehr, versuche wenig alleine zu sein und mich abzulenken. Ja nicht daran denken, dass am Freitag die Zulassungen verschickt werden. Ich habe zwar schon unverbindlich gesagt bekommen, dass ich auf jeden Fall einen Platz bekomme, aber ich wollte es endgültig. Schwarz auf weiß. Und ich wollte wissen wo.
Also stand ich vor dem Bücherregal mit Bauchkribbeln hoch 10. Natürlich musste auch ein Buch mit, 111 Gründe Arzt zu werden. Lange habe ich es nicht dort ausgehalten. Ich bin in den nächsten Klamottenladen verschwunden, um mich abzulenken. Ja und dort hörte ich auf einmal das fröhliche Geplapper meiner Schüler. Gerade richtig. An der Kasse habe ich als erstes bezahlt, habe mich zu meiner Schülerin umgedreht und gesagt „ok, you can do it in German. I know it!“ Die Kassiererin schaute zwar etwas verblüfft, aber hat mitgespielt. Schön langsam und fast Dialektfrei hat sie meine Schülerin abkassiert. Im ersten Moment hat sie mich dafür gehasst, aber als sie am Ende sogar sagen konnte, dass sie eine Tüte möchte, war sie selbst super mega stolz auf sich. Und ich erst!
Dann ging es auch schon zurück ins Hotel. Eine Stunde Pause bevor es für mich und „die Jungs“ (zwei meiner Kollegen) in den Berliner Dungeon ging. Zusammen mit den Schülern liefen wir hin, teilten uns in zwei Gruppen auf, und waren bereit uns so richtig erschrecken zu lassen. Es war auch echt cool, aber die Tour war auf Englisch und manchmal einfach viel viel zu Schnell, da waren wir uns alle einig. Außerdem hatte ich die Gruppe mit den „bösen Jungs“, die also nur schwer ruhig sein konnten und so weiter. Trotzdem war es teilweise echt heftig gruselig, einmal hatte ich auf einmal zwei Schülerinnen, die sich an mir festklammerten und eine, die mir auf den Schoß saß, weil sie nicht alleine sitzen wollte. Ich finde es gut, dass sie mir teilweise inzwischen so vertrauen und mich anerkennen als irgendetwas „dazwischen“. Sie kommen mit ihren Problemen zu mir, manchmal sogar eher als zu den richtigen Lehrern, und haben trotzdem Spaß mit mir. Aber das Lehrer Schüler Verhältnis ist hier sowieso etwas anders als in Deutschland.
Die (großen) Jungs, also meine Kollegen, wollten danach noch mit den Schülern zum Rittersportmuseum. Ich habe sie ganz lieb angeblinzelt und gefragt, ob ich vielleicht eher gehen kann. Ich wollte so unbedingt in die Körperweltenausstellung! Ein Traum von mir, schon seit Ewigkeiten. Bis jetzt habe ich mich aber noch nie getraut, da ich niemanden hatte der mit mir gemeinsam hin geht und ich alleine immer ziemlich Angst hatte. Der Freiwilligendienst hat mich aber schon ziemlich gereift und ich dachte nun, ich könnte es auch alleine machen.
Wie auch immer, die zwei hatten Verständniss dafür, ansonsten müsste ich den ganzen Weg vom Rittersportmuseum zurück laufen, dort bekamen nämlich alle Freizeit. Ich musste mir zwar wieder dänische (nicht lustige) Witze darüber anhören, aber oki 😊
Yeah, ab in die Körperwelten!


Die Ausstellung war Klasse, der Wahnsinn, unbeschreiblich. Für meinen Bauch war es zwar wieder, als hätte jemand einen Filter entfernt oder den Lautsprecher aufgedreht, ich war so tierisch nervös wegen den Entscheidungen. Aber dort drin wurde mir wieder klar, dass es für mich im Moment keine Alternative gibt, dass ich es will, und das ich es auch ein klein wenig verdient habe. Ein klein wenig. Und ich habe so gehofft dass sich die zwei einhalb Jahre harte Arbeit gelohnt haben und mir meinen Wunsch erfüllen.
Ich war fast zwei Stunden in der Ausstellung, konnte mich gar nicht richtig satt sehen. Ich weiß Körperwelten ist ein kontroverses Thema, aber ich fand und finde es immernoch einfach bombastisch unbeschreiblich.
Danach habe ich mich in ein kleines Cafe gesetzt, und wieder versucht meinen Körper einiger maßen zu beruhigen. Ich war inzwischen so am Ende mit meinen Nerven, das ich laufend gegen Menschen renne, über den Fußweg stolpere und rumtaumel. Meine Devise war also Schadensbegrenzung! Ruhig an einem Ort verharren und abwarten, bis es mit den Lehrern zum gemeinsamen Essen ging.

 Ich habe ein kapitel in meinem New Moon gelesen und  bin danach los, um typisch deutsch zu früh zum Verabredetetn Treffpunkt zu kommen. Also habe ich mich um die Ecke auf eine Bank gesetzt und beim nächsten mal schauen waren schon einige da. Also bin ich rein in das Restaurant, zielstrebig auf den Tisch zu, als mich eine Kellnerin abfing. „Entschuldigung, wo wollen sie denn hin?“ fragte sie mich. Ich stand da. „Mhm ähm naja also… da drüber an dem Tisch ich habe durch das Fenster ähm ja. Ich glaube meine Kollegen sitzen dort drüben.“ Sie lachte und hat mich zu dem Tisch gebracht. Auch wenn ich hier immer von meinen Kollegen schreibe, dass war ein genauso komisches Gefühl wie das mit dem Arbeiten am Vortag.
Auch hier wurde ich, als ich kein Bier bestellte, wieder belächelt und zurück zu den Schülern geschickt. Der Direktor nimmt das anscheinend persönlich. Naja, die Schule hat uns eingeladen, es wurde also aus dem Schulgeld bezahlt, weshalb es auch Rotwein gab, und Nachtisch. Es war ein Klasse Abend und danach bin ich mit meiner Mentorin und einer weiteren sehr netten Kollegin noch fix einkaufen gegangen, in den Edeka. Das war für sie natürlich der Himmel und jeder kaufte viel Schoki ein. Oki, ich habe eher Tee gekauft, das können die Dänen nämlich nicht soooooo gut….
Am Hotel wurden wir mit einem Feueralarm und einem wütenden Rezeptionisten empfangen. Am Ende war es nicht die Schuld unserer Schüler sondern ein Fehlalarm, also alles gut. Ich fragte ob es heute auch ein Meeting gibt, und die Lehrer zuckten nur mit den Schultern. „Wir sind schlimmer als die Schüler und heute einfach mal faul. Das werden wir sehen. Aber Lisa, das Deutschland bekommt dir nicht. Du bist schon wieder viel zu Deutsch.“ Auch mir war dooferweise aufgefallen, dass ich wieder zu einem minitiösen Zeitplan mit Überpünktlichkeit über gegangen bin, zu zu großer Genauigkeit und einigem mehr.
Natürlich gab es dann nach dem guten Nacht sagen ein Meeting. Ich war, nach 3 Nächten mit weniger bzw. maximal 5 Stunden Schlaf, echt ausgeknockt und Hundemüde. Obwohl ich sonst gut mitkomme bei dem dänisch, hat mein Hirn einfach abgeschalten. Ich habe kein Wort verstanden. Irgendwann meinte ein Kollege plötzlich auf Englisch, ich hätte etwas zur Reflektion über den Dungeon vorbereitet. Müde wie ich war habe ich mit verquollenen Augen in die Runde geschaut, gefragt ob ich das wirklich habe, und gesagt das es gut war. Alle mussten lachen. Nach zwei weiteren Sätzen (Wir haben uns in zwei Gruppen aufgeteilt, die Schüler hatten Spaß) wurde abgewunken, gelacht und ich durfte ins Bett. Ich musste aber noch mein Zeug packen, duschen usw. Ende vom Lied, um eins liegt eine müde Lisa im Bett, der geschockt einfällt das sie morgen Frühdienst hat und den Wecker eine Stunde eher stellen muss.
Ihr Schülerlein, kommet .... Nein nein, Spaß, vor dem Frühdienst das Buffet für mich zu haben war eigentlich ganz cool, bloß die 4 h 15 Minuten Schlaf davor nicht.... und davon habe ich bestimmt noch viel weniger geschlafen, denn die Zulassungen standen an! Oki, da muss ich durch!

Heute morgen war ich dann deutlich über den toten Punkt hinaus und super Munter. Könnte auch an dem Adrenalin liegen, denn es gab Zulassungen!
Also aufgestanden, aus dem Bett gefallen eher, fix angezogen und eingepackt und ich war pünktlich im Frühstücksraum zur Frühschicht. Alleine, mein Kollege meinte gestern noch er würde gerne Ausschlafen und dass ich das auch alleine schaffe…. Upps… Zum Glück kam er eine viertel Stunde später. Ich habe mir also etwas zu essen besorgt, mein Magen war schon so verknotet dass sowieso nicht viel reinging, und einen Kakao, und habe auf die Schüler gewartet. Hatte einen ruhigen Dienst und bin danach gleich los, meine Räume (also die Räume der Schüler die ich betreute) zu checken und auszuchecken. Ziemlich schnell waren alle im Bus, und nach einem „Jepps, niogfyrre, vi er klar“ ging es auch schon los zur Eastsidegallerie. Ich bin inzwischen dazu übergegangen, mein Handy böse anzustarren und aller paar Sekunden meine Mails zu checken. 
Jap, die Sonne hat geblendet, aber ein Selfie mit der Eastsidegallerie wollte ich trotzdem haben


An der eastsidegallerie bin ich dann zusammen mit den Schülern spazieren gegangen und war gerade auf dem weg zum Fototermin, als meine Mama anrief. Ich hätte eine Email und solle mal nachsehen. Mein Handy war bei weitem nicht so weit. Also habe ich mich bei Hochschulstart eingeloggt und den Bescheid herunter geladen. Als sich das Dokument öffnete, sah ich als erstes das fette Wort ZULASSUNG. An der oben genannten Hochschule. Oben genannt? Wo verdammt noch mal?!?!?! Nja, die Bedienleiste der App hatte sich darüber geschoben und es war wirklich meine Wunschuni! Ich musste ganz schrecklich heulen, und das so kurz vorm Fototermin… Und vor all meinen Schülern. Zum Glück haben es wenige bemerkt und beim Foto stand ich ganz hinten 😊 Jetzt laufe ich schon den ganzen Tag seit dem mit meinem dicken großen „Ich werde Medizin studieren“ Button rum und grinse doof vor mich hin. 😊
 
Jap, so sieht eine verheulte, überglückliche, zukünftige Medizinstudentin aus


Bushygge - eingekuschelt in Schal und mit meinem Strickzeug ging es für mich zurück nach Dänemark! Ich war so glücklich als wir über die Grenze gefahren sind...


Nun sind wir mit unserem Bus kurz vor der dänischen Grenze, ich schreibe seit zwei Stunden an diesem Blogbeitrag (wohlgemerkt 7 Seiten und 3762 Wörter) und muss eigentlich gleich noch einen Artikel für die Schulwebsite auf Englisch schreiben. Ich denke aber ich werde mich jetzt meinen Kollegen anschließen und schlafen.

Schlafen konnte ich natürlich nicht.... Als wir wieder hier in Skals waren, bin ich überglücklich in die Schule gerannt, habe meiner lachenden Kollegin nur zugerufen "Jeg er hjemme!!!!" (Ich bin zuhause!) und mir eine Scheibe Roggenbrot aus der Küche geholt und totmüde ins Bett gefallen. Ich habe Skals so vermisst- Das Roggenbrot, den Billiardtisch, die Salatbar, den Studietorv, die Häuser, die Routine, einfach alles. Es tat gut, wieder hier zu sein. 

Das war auch schon mein Bericht über Berlin :) 
So Farvel! 

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