Die Schüler sind da!

Sonntag war es endlich so weit: Die Schüler kamen :) Nach Tagelanger Vorbereitung war es schön zu sehen, dass es wirklich alles klappte. Um 11 begannen die Lehrer und ich, letzte Vorbereitungen zu treffen und alles herzurichten. Die Namensschilder wurden auf einem großen Tisch alphabetisch sortiert, die Wohnhäuser noch mal überprüft und so langsam Panik geschoben :) gegen 12 kamen dann auch schon die ersten Schüler, zwei Stunden zu früh :)

Da hat sich sogar (zeitweise) das Wetter von seiner besten Seite gezeigt 

Zuerst habe ich die Namensschilder mit ausgeteilt, dabei konnte ich schon ziemlich gut auf Dänisch reden. Danach bin ich zum Fahrradschuppen gegangen und habe dort geholfen die Fahrräder zu sortieren. Jedes Fahrrad hat einen Aufkleber mit der dazugehörigen Bettnummer bekommen. Hier war es schon sehr lustig zu sehen, wie manche Schüler reagierten, wenn ich sie aufeinmal aus dem Nix mit Englisch ansprach. Viele waren total verdutzt und verwirrt. Tscha, international Boardingschool, da kann das schon mal vorkommen :) Meine Kollegen haben das ganze natürlich auf dänisch gemacht, und irgendwann hat einer von ihnen mitbekommen, das ich die dänischen Nummern schon recht gut verstand. Von da an ging es für mich also auf dänisch weiter. Mit viel Geduld erklärte mir der Lehrer das dänische Zählsystem und die Korrekte Aussprache der Zahlwörter. Nachdem ich dann auch noch erklärt bekam, was "Welche Bettnummer hast du?" auf dänisch heißt (Welje sängenommo har du?) konnte es auch schon losgehen: von da an habe ich den ersten Part auch super auf dänisch hinbekommen :) Ihnen zu erklären wo sie das Schild hinkleben sollten, habe ich aber lieber auf Englisch gemacht. ;) Das war sehr sehr lustig und die beteiligten Kollegen habe ich denke ich ziemlich beeindruckt.

Danach gab es eine Rede des Direktors und ein gemeinsames Kaffetrinken zwischen den Lehrern, Schülern und Eltern. Hierbei habe ich (ziemlich stolz) meiner Mentorin erzählt was ich heute gelernt hatte. Unsere Schulsekretärin stand daneben und wollte es mir nicht glauben. Als ich dann anfing, laut vorzuzählen (von 1 bis 20 und danach alle Zehner) war sie ziemlich erstaunt :) Wenn man bedenkt wie viel ich in noch nicht mal einer Woche schon auf dänisch gelernt habe O.o mal sehen wie es weiter geht. :)

Dann hatte ich kurz frei, in der Zeit habe ich fleißig meine Präsentation für mein Vorstellungsgespräch gelernt. Morgen ging es für mich ja schon zurück nach Deutschland, um das Vorstellungsgespräch zu rocken! Naja mehr oder weniger.....
kleines Zwischendurch-Selfie beim Lernen (jajja Prokrastination ich weiß....) kaputt, fertig, schon geschafft von den Schülern und der größten Drüse des Menschen (Vorstellungsgespräch) aber sehr sehr glücklich 

Der nächste Punkt auf dem Tagesplan waren Kennlernspiele in den Betreuergruppen. Ich war bei meiner Mentorin eingeteilt, und zusammen mit ihr und den Jugendlichen aus ihrer Gruppe hatte ich eine Menge Spaß. Inzwischen war es schon Abend und es gab Abendessen, traditionell am ersten Schultag immer Lasagne - von der ich mich ja schon eine Woche lang jeden Tag ernährt hatte (Rester von letzter Woche Dienstag als es auch schon Lasagne gab) meine Mentorin musste so lachen.
Da alle Plätze in der Mensa schon mit Schülern besetzt sind, haben wir Betreuer uns Stühle aus dem benachbarten Klassenzimmer geholt und an die Tische gestellt. Mein Stuhl war auf einmal besetzt, und so suchte ich mir den nächsten freien, fragte ob dort noch Platz sei und setzte mich. Naja, keine 5 Minuten später stand hinter mir einer der jungen Lehrer mit denen ich mich ziemlich gut verstehe, und sagte laut (und auf Englisch damit ich es auch ja verstehe) "Danke Betreuergruppe dass ihr meinen Platz freigehalten habt!" Er ist ein großer Typ mit ziemlich vielen Muskeln, etwas respekteinflösend. Ich wurde auf meinem Stuhl immer kleiner und kleiner und habe mich am laufenden Band entschuldigt. Die Schüler hätten mir wirklich sagen können dass er dort saß! Naja, er ging dann weg. Als ich wenig später neues Trinken für meinen Tisch aus der Küche holte, fand ich ihn dort alleine, auf einer Mülltonne am Tresen sitzend, essen. Ich habe mich wieder wie verrückt entschuldigt und die Köchinnen mussten ziemlich lachen. Als ich es später meiner Mentorin erzählte, fand sie es auch echt komisch.... ich nicht. :/

Dann stand Folkdance auf dem Programm. Ich hatte das noch nicht gemacht und hielt mich erstmal im Hintergrund. Die Lehrer und Schüler tanzten zusammen und lernten unter der Anleitung unseres Sportlehrers einen neuen Tanz. Irgendwann kkam eine der Lehrerinnen und zog mich auch in die Menge. Es hat sehr viel Spaß gemacht, es waren Tänze wo ständig der Partner gewechselt wurde, man hat also ale mal kennen gelernt :) Hiervon gibt es auch schöne Videos, die ich aber nicht unbedingt öffentlich zeigen möchte.

Nun stand Speeddating an. Während eines wunderschönen Spaziergangs haben wir immer wieder Gesprächspartner gewechselt. Die Jungs aus der Betreuergruppe haben dann mit viel Spaß versucht mir dänische Zungenbrecher beizubringen. So schlecht muss ich nicht gewesen sein, trotzdem haben wir echt viel gelacht. :)
Inzwischen war schon fast Bettruhe, sodass es nur noch mal kleine Meetings in den Wohnhäusern gab. Für das mir zugeteilte internationale Haus habe ich Kuchen aus der Küche geholt, wir haben alle zusammen gesessen und der verantwortliche Lehrer hat noch mal die Regeln erklärt. Die Schüler waren immernoch total hibbelig, und ich war vollständig k.O. seit nahezu 12 Stunden war ich jetzt schon am rotieren, es war echt anstrengend, auch wenn es mega viel Spaß gemacht hat. Ich bin auf mein Zimmer, habe mich bettfertig gemacht, Kuschelpulli und Jogginghose angezogen, um zum letzten Treffen im Lehrerzimmer zu schlurksen.
Dort traf ich schon viele Lehrer an, einige waren noch in ihren Häusern gute Nacht sagen. Zwei drei der Lehrer schliefen schon auf dem Sofa im Lehrerzimmer, andere schleppten sich zum Kaffeautomaten oder waren dabei, sich gerade ein Bier zu öffnen. Die Nachbesprechung verlief recht locker, es gab ziemlich viel Schokolade und Kuchen sowie zu meiner Überraschung auch Bier für die Lehrer die keinen Nachtdienst hatten. Alle waren absolut K.O aber auch glücklich. Zusammen wurde nochmal der Tag reflektiert, wichtige Informationen wie Allergien ausgetauscht, es wurde besprochen wer schon Heimweh hat, wer vielleicht Probleme bekommen kann und auf wem man besser ein Auge mehr hat. Um halb zwölf habe ich mich dann von allen verabschiedet, morgen würde ich schon in meinem ersten Bus sitzen bevor sich in der Schule überhaupt jemand rühert.

Auch Lehrer müssen manchmal zur Schokoladen, Cola, Kaffee oder anderem greifen. Der Tag hat uns alle ziemlich geschafft 

Zufrieden un glücklich bin ich in mein Bett gefallen, habe geschlafen wie ein Stein und bin am nächsten Morgen aus den Federn gesprungen, um den ersten Bus zur nächsten Stadt zu nehmen. Von dort aus ging es dann 13 Stunden gen Süden zu meinem Bewerbungsgespräch.
Das war echt schräg. Die erste Station war eine EH-Station, das habe ich denke ich gut hinbekommen. Akuter Bauch, Blinddarm, das war noch machbar. Am lustigsten war noch, das ich nach den allgemeinen EH-Maßnahmen zwei Minuten Zeit hatte, die Patientin zu untersuchen und eine fundierte Verdachtsdiagnose zu stellen. Ich habe den Bauch abgetastet und dabei eine Überempfindlichkeit festgestellt und die Blinddarm Probe gemacht, zur Sicherheit sogar zwei mal. Nach 10 Sekunden war ich durch, habe dem Prüfer meine Diagnose genannt und gefragt ob ich noch einen Bodycheck machen soll um weiteres auszuschließen. Er sah mich schokiert an, fragte ob ich mir sicher sei mit der Diagnose. Ich war verunsichert, sagte aber ja. Er sah mich mit rießigen Augen an, meinte ich kann mich neben ihn setzen und das die Diagnose richtig sei. Danach kam noch eine Patientenübergabe, da hat er mir wieder die selben Blicke zugeworfen. Ich denke, die Übung beim DRK hat sich da ziemlich bezahlt gemacht. Danach gab es eine Art Wissenstext, da habe ich nicht so gut abgeschnitten, die Fragen zur organischen Chemie liefen nicht so wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe den Prüfer nicht verstanden (er hatte einen schweren Akzent) und so die falschen Stoffe verstanden. Da wurde Buten zu Propan usw. Das war eine Art Belastungsprobe, die Fragen kamen querbeet aus allen möglichen Fachrichtungen. Die nächste Station hieß Motivation, auch hier gab es bloß eine Frage zu mir selbst, warum ich Arzt werden möchte. Die restlichen Fragen drehten sich um die Uni, Forschungsgelder und Universitätsgründer. Auch hier hatte ich meine Verständigungsprobleme. Ich habe manchmal nicht verstanden worauf sie hinauswollte. "Unsere TU ist besonders. was können sie uns dazu sagen?" "Können sie das bitte wiederholen, ich verstehe sie nicht" "Wir haben einen Beinamen. Wie lautet er?" "Können sie das eventuell anders formulieren?" "Wofür bekommen wir extra Geldzuschüsse?" Ich war so fix und fertig..... sie wollte einfach nur wissen, das die Uni als Eliteuni gilt. Das hat eine weile gedauert.
Nach der Station war ich total gefrustet, es lief gar nicht. Die betreuende Studentin kam zwar zu mir und meinte es sei gut gewesen und man merkt meinen Willen und Wunsch, aber geholfen hat das auch nicht. Naja, dann ging es weiter mit Vorträgen und Situationen in denen man Konfliktlösungspotential beweisen muss. (Ala ihre quengelige Nichte will Fernsehn schauen und darf nicht. Was tun sie?) Das war mit Schauspielern und ziemlich naja, für mich improvisiert. Mit sowas hatte ich nicht gerechnet. Am Ende war ich froh das es vorbei war :)
Komisch war auch, das ich immer vor der Zeit aus dem Zimmer entlassen wurde. Ok, ich habe keine weiteren Fragen, sie können gehen. So endete jede Station und ich war 3-4 Minuten eher fertig. Sehr sehr komisch und mir macht es Sorgen. Alle anderen Teilnehmer wurden mit dem klingeln der Stopuhr quasi aus den Räumen geschmissen, und ich stand schon Ewigkeiten im Gang rum.... Das brauche ich nicht noch mal. Naja, jetzt kann ich sowieso nix mehr ändern.
Inzwischen sitze ich wieder im Zug Richtung Dänemark, alle um mich herum schlafen noch... ich bin Seit 5 Stunden auf den Beinen und terrorisiere wahrscheinlich gerade alle mit meinem Tastenklappern.... :/ Aber das Wlan im ICE wollte ich gleich mal ausnutzen :)

Hej Hej meine Lieben!

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