Vorbereitungsseminar


Und schon geht es los, das Abenteuer Freiwilligendienst! Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich dazu ins wunderschöne Teterow begeben, um dort zusammen mit 22 anderen Freiwilligen das Einführungs- und Vorbereitungsseminar zu durchlaufen. Ziel: mehr über unseren Dienst, Aufgaben, Land und Mitfreiwillige zu lernen.

Für mich ging es direkt nach dem Abiball los, mit Rucksack und Koffer stieg ich morgens um 9 in den ersten Zug. Sieben Stunden später, nach mehreren Zwischenstopps, Zügen die auf einmal anders hießen, ganz viel Fragerei, 4 Folgen der Lieblingsserie, einem netten Plausch mit ein paar Amerikanern und einmal Verlaufen am Berliner Hauptbahnhof, stieg die Nervosität. In Teterow angekommen, stand ich fast allein am Bahnhof. Zwei andere Mädels liefen gerade den Bahnsteig Richtung Ausgang entlang, und als ich die Wörter "Seminar" und "Freiwilligendienst" hörte, rannte ich schnell hinterher. Zusammen warteten wir am Treffpunkt auf den nächsten DRK Bus zur Unterkunft.
Wir waren alle ziemlich aufgeregt, eines der Mädchen war ein Teamie, also ein Rückkehrerin, die sich nun im Seminar um uns kümmert. Sie wurde gleich ziemlich ausgequetscht. Die erste Frage war natürlich, wohin denn die anderen gehen. Alle, außer ich, wollten nach Israel. Als ich sagte, ich gehe nach Dänemark, bekam unser Teamie große Augen. "DU bist DIE dänische Freiwillige? WoW, dann hast du hier definitiv die beste Stelle". Das ich anscheinend im Freiwilligen-Lotto gewonnen hatte, wurde mir auch beim Abholen und der Fahrt zum Treffpunkt klar. Als unser zweiter Teamie uns mit dem Bus zur Unterkunft brachte, reagierte sie genauso "Du gehst nach Dänemark? Na da hast du aber wirklich richtig Glück! Was die anderen Freiwilligen da immer erzählen ist der Wahnsinn!" Da scheine ich ja wirklich richtig Glück zu haben, auch meine Ansprechpartnerin der Organisation hat nach der Zusage der Stelle für mich so getan, als würde ich das ganz große Los gezogen haben. Naja, wir werden sehen! Bis jetzt erscheinen mir die Lehrer der Schule sehr nett, die E-Mails sind immer sehr schön. Ich habe auch schon fleißig Rittersport eingekauft, das scheint dort eine Art offizielle "Währung" zu sein, und Wetten werden prinzipiell um Rittersport abgeschlossen. Ich werde noch ein bisschen mehr Süßigkeiten einkaufen und es als Mitbringsel nehmen,

Für eine Woche wohnten wir in einem Hotel mit schönen Zweibett-Zimmern. Auf meine Mitbewohnerin war ich auch schon ziemlich gespannt. Schnell war aber klar, dass wir uns gut miteinander verstehen würden. Sie ging, wie sollte es anders sein, natürlich auch nach Israel. Ich hatte mich mit meinem Schicksal, der einzige nicht-israelische Freiwillige zu sein, schon abgefunden, als es zum Abendessen ging. Dort trafen wir erstmals alle aufeinander, es waren soooo viele Jugendliche, neue Namen und Gesichter. Im ersten Moment fühlte ich mich regelrecht erschlagen. Wir waren ein bunt gemischter Haufen, aber gerade die Mischung hat es gemacht.
Gleich nach dem Abendessen ging es auch schon los mit dem ersten Seminar, es wurden hauptsächlich Team-Spiele gespielt, und es gab eine Vorstellungsrunde. Unsere (super coole, nette und einfach beste) Referentin erklärte uns den Ablauf der nächsten Tage, es gab jeweils zwei Seminarrunden täglich, eine Vor- und eine Nachmittags. Zwischen 16 und 17 Uhr wurde aufgehört, danach gab es Abendessen und dann konnten wir machen, was wir wollten. Es wurde meist Volleyball oder Tischtennies gespielt, es gab eine Nachtwanderung und wir sind Baden gefahren.
Auch erfuhren wir, das in den nächsten Tagen noch ein paar Freiwillige dazu stoßen würden, unteranderem eine zweite dänische Freiwillige. Von da an saß ich auf glühenden Kohlen, das es noch eine zweite dänische Freiwillige gab war komplett neu für mich, mir wurde zum Vorstellungsgespräch noch gesagt, es gäbe nur eine Stelle in Dänemark. Das hatte sich aber geändert, und so war ich total nervös. Wo war ihre Stelle? War es weit weg? War sie nett? Wie bereitet sie sich vor? Wir haben uns gut verstanden, ihre Stelle ist auch an einer efterskole, aber ein ganzes Stück weg von mir.  Jetzt haben wir zwei einen gemeinsamen Ausflug nach Kopenhagen geplant, da ihre Stelle auch auf  Seeland ist. Und unsere Referentin meinte sogar, das sie überraschend noch mehr Stellen in Dänemark zugesagt bekommen haben und das es vielleicht 5 dänische Freiwillige geben wird. Das wäre klasse!

Die Seminare der nächsten Tage waren schön, aber auch sehr anstrengend und Kräfte zerrend. Von 24 Freiwilligen gingen 21 nach Israel, zwei nach Dänemark und eine nach Italien. Dementsprechend haben wir viel über Israel geredet. Ich fand es sehr interessant, da ich mich mit dem Land noch nie so auseinandergesetzt habe. Das war wirklich cool. Trotzdem zog es sich so für mich manchmal etwas in die Länge. Aber jetzt bin ich auf alles vorbereitet: Von Lebensmittelvergiftungen über Sonnenbrände (Die Gefahr besteht, vorallem bei meiner Haut, in Dänemark ja auch) und Handgranaten zu Sprengsätzen und Bombendrohungen. Oki, das war gewöhnungsbedürftig. Neben diesen, teilweise ziemlich unschönen Themen (hier bekamen viele Muffensaußen da sie sich vorher nie darüber Gedanken gemacht haben) haben wir auch über interkulturelle Austausche, Sprachbarrieren, Stressbewältigung, Grenzerfahrungen und Kommunikation unterhalten. Außerdem wurden wichtige Dinge wie die Krankenversicherung und die Wohnungsfragen geklärt, zumindest so gut wie es zu dem Zeitpunkt halt ging.

Unterschiede zwischen den Kulturen müssen auch besprochen werden.

Ein Seminar fand in einem Klettergarten statt. Auch wenn ich nicht geklettert bin, hatte ich viel Spaß, denn anderen zuzusehen, und danach durch den Barfußpfad im Moor zu laufen.


Von außen wirkte unsere Seminarwoche vielleicht ziemlich befremdlich, einmal saßen wir draußen, haben und im Gras gewälzt, Bäume gestreichelt und dabei immer wieder "Faaaaa! Fahhh! Fallei!" gerufen (Nein wir waren nicht durchgedreht, sondern haben unsere eigene Kultur erfunden). Die Aufmerksamkeit der Soldaten und Notfallsanitäter, die dort auch Schulungen hatten, war uns immer sicher, auch wenn wir mal wieder einen "Energizer" mit unseren Teamies machten und uns dabei komisch verknotteten, oder uns in riesige rote Spanntücher fallen ließen. Unser Seminarraum war immer ziemlich unordentlich (deshalb das Bild oben, ich dachte ich zeige euch die unbeschönigte Wahrheit).
So viel zum wirklichen Seminar-Teil. Zu jeder guten Seminarwoche gehören natürlich auch viele Freunde und schöne Erinnerungen. Ich habe viele Freunde geschlossen, und schon eine Einladung auf eine Rundreise durch Israel: von Stadt zu Stadt immer meine Mitfreiwilligen besuchen. Mal sehen, ob ich darauf zurück komme :) 

Unser Hotel war gleich am Seminarhaus und wurde auch von verschiedenen Berufsschülern und Bundeswehrsoldaten bewohnt. Teilweise war es echt gewöhnungsbedürftig, zum Mittagessen in der Mensa sich erstmal einen Weg durch 20 muskelbepackte Soldaten zu bahnen, ohne dabei das gesamte Essen vom Tablett zu kippen, für sowas bin ich zu tollpatschig. :) 
Abends saßen wir viel draußen, haben geredet oder gelesen. Leider kamen dann sehr schnell die Mücken, sodass wir am zweiten Tag alle ziemlich zerstochen waren. 

Freitag, an unserem letzten Tag, gab es für mich noch eine besondere Überraschung: über Nacht war einer der dänischen ehemaligen Freiwilligen angekommen, der an meiner Einsatzstelle beschäftigt war. Ich habe ihm so viele Löcher in den Bauch gefragt, und ganz viele Fotos angeschaut. Das war eine echte Überraschung. 
Am Freitag haben wir außerdem einen sehr lustigen, nicht für die Öffentlichkeit bestimmten, Film gedreht, über die Ängste und Probleme eines Freiwilligen. Abend haben wir eine Piratenparty geschmissen, jeder bekam eine Augenklappe, wir haben lustige spiele gespielt, gegrillt und getanzt. 
 Danach, am Samstag, ging es auch für alle schon wieder nach Hause. 

Ich freue mich, in eine so tolle Seminargruppe gekommen zu sein, und hoffe, wir werden alle schöne Dienste verbringen, egal ob in Israel, Italien oder Dänemark. Ich bin gespannt, alle in einem Jahr zum Rückkehrerseminar wieder zu sehen und was wir dann zu berichten haben. 

Für mich heißt es nun, anfangen zu packen, denn bis zu meiner Abreise sind es nur noch 24 Tage! 

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